Grundsätzliche Standpunkte:

  • Jedes menschliche Erleben hat biologische, soziale und psychische Komponenten / Anteile.
  • Das gilt auch für jedes Krankheitserleben.
  • Es gibt kaum eine Erkrankung, die ausschließlich organisch bedingt ist.

Das Modell gibt Anregungen, um die Bedingungen von Krankheitssymptomen zu untersuchen und zu gewichten.

nervenzellenDas Bio-psycho-soziale Modell ist das einzige  Modell, das unser Erleben in seiner ganzen Komplexität beschreiben und versuchsweise erklären kann.
Als Bio-psycho-soziales Krankheitsmodell hat es immer mehr an Einfluss und Bedeutung gewonnen (und wird meiner Meinung nach in naher Zukunft Vorstellungen wie „psychosomatische“ oder „körperliche“ Erkrankungen vollstän­dig ersetzen).
Jedes menschliche Erleben hat biologische, soziale und psychische Komponenten / Anteile. In der Medizin bedeutet dies bei der Erklärung von Beschwerdebildern / Erkrankungen:
Es gibt biologisch-körperliche, soziale und psychische Bedingungen, die für das Zustandekommen der Erkrankung Erklärungen liefern. Sie stehen in Kontakt miteinander und beeinflussen sich gegenseitig.

Biologische Aspekte:             

Körperliche Voraussetzungen, genetische Dispo­si­tion, individuelle Physiologie, Schädigungen, Ver­letzungen, Vorschädigungen, aktueller körper­licher Zustand (Allgemeinzustand, Ernährungs­zustand), Verspannungen, Vorerfah­rungen (z.B. „Schmerz­gedächtnis“)…Head Neurons

Soziale Aspekte:                     

alle wichtigen Beziehungen und Kontakte, Familie, Freunde, Arbeits­­­­situation, Schule, finanzielle Situation, Teilnahme am gesellschaft­lichen Leben…

Psychische Aspekte:              

die eigene Krankheitsverarbeitung, die subjektive Wahrnehmung der Beschwerden (Fokussierung), biografische Aspekte (Bewältigungsstrategien, aktiver Umgang mit Problemen), Selbstbild und Glaube an Selbstwirksamkeit, Depressivität und Ängste,…

Wenn wir wissen wollen, wie Ihre aktuellen Beschwerden erklärbar sind, werden wir im Rahmen der Anamnese auf alle wichtig erscheinenden Aspekte eingehen, um ein umfassendes Bild zu erhalten.
(Manchmal ist es aber auch gar nicht notwendig, Alles über die Entstehung von Symptomen zu wissen. Manchmal weiß man auch, was zu tun ist, ohne die ganze Entstehungsgeschichte zu kennen.)
Eine Analyse der Entstehungsbedingungen ist dann abgeschlossen, wenn alle bedeutsamen Aspekte und ihr Beitrag bekannt sind. Meistens gibt es eine Art „Mischung“  der drei Bereiche. Es  kann natürlich auch vorkommen, dass ein Bereich gar nicht wichtig ist oder dass ein Bereich bei der Entstehung der Beschwerden die Hauptrolle spielt.

Hierzu folgendes Beispiel: Stellen Sie sich vor, jemand bricht sich bei einem Unfall ein Bein. Er wird ärztlich versorgt, das Bein wird ruhiggestellt, er bekommt vielleicht einen Gipsverband, der Bruch verheilt komplikationslos. Hier käme wahrscheinlich niemand auf die Idee, psycho-soziale Hintergründe zu erfragen – dass der Unfall die Ursache für die Verletzung ist, scheint eindeutig. Wenn aber derselbe Mensch wiederholt wegen Unfallfolgen behandelt werden muss, sieht die Sache schon anders aus: Vielleicht hängen seine Verletzungen doch in irgendeiner Weise mit psychischen Faktoren zusammen? Geht er, um eine Idee zu nennen, vielleicht zu sorglos mit riskanten Situationen um? Wenn dem so wäre, wäre es durchaus hilfreich, über dieses Verhalten nachzudenken und es zu ändern.
Aber auch umgekehrt: Nehmen Sie an, jemand sucht psychotherapeutische Hilfe, weil er sich schon längere Zeit antriebslos fühlt und keine Freude mehr empfindet. Er meidet Kontakte und hat sich sehr zurückgezogen. Im Gespräch berichtet er, seine Frau habe ihn vor einigen Wochen nach wiederholten Auseinandersetzungen verlassen. Hier erscheint es zunächst nahe liegend, die Trennung als Ursache für die psychischen Beschwerden anzunehmen. Es ist aber dennoch wichtig, auch an körperliche Ursachen zu denken, eine sogenannte „endogene Depression“ etwa, eine andere Stoffwechselerkrankung oder eine sonstige Grunderkrankung. Dies nicht abzuklären, kann ein schwer wiegender Fehler sein (man kann eben unter Umständen „Läuse und Flöhe haben“).
Es ist also immer wichtig, alle möglichen Bedingungen im Blick zu behalten, die Beschwerden verursachen und/oder aufrechterhalten.

 Für eine erfolgreiche Zusammenarbeit halte ich es für geradezu notwendig, dass Sie als Patient und ich als Therapeut / Berater sehr ähnliche Erklärungsmodelle für Ihre aktuelle Befindlichkeit im Kopf haben – nur dann kann man hilfreiche Methoden / Interventionen gemeinsam aussuchen und anwenden.
Deshalb werde ich Ihnen meine Ideen und Vermutungen immer offen mitteilen und Ihnen Vorschläge machen, die ich für nützlich halte.